Brexit: „Und wo gehen die jetzt hin?“
Eine Einschätzung von Alexander Mozer, Chief Investment Officer der ÖKOWORLD LUX S.A.
„Als ich meiner kleinen Tochter heute Morgen erzählte, dass es ein sehr schlechter Tag für Europa sei, da die Briten die EU verlassen möchten, fragte sie: „…und wo gehen die jetzt hin…?“!“.
Eine gute Frage, die sich aus heutiger Sicht nur schwer beantworten lässt.
Gesamtkontext im Auge behalten
Als international investierender Aktienfonds ist der ÖKOWORLD ÖKOVISION CLASSIC von der gestiegenen Volatilität an den Finanzmärkten betroffen. Allerdings ist es wichtig, den Gesamtkontext im Auge zu behalten. Während die als Risikoinvestments einzustufenden Aktien zu Verlusten in der Fondsperformance führten, wurde ein Teil durch Währungsgewinne (Euro-Abwertung) wieder wett gemacht. Speziell unsere Währungspositionen in japanischen Yen, Schweizer Franken und US-Dollar (insgesamt rd. 43% des Fonds) haben gegenüber dem Euro stark an Wert gewonnen.
Unsicherheit auf verschiedenen Ebenen
Als größtes Problem, was die weitere Entwicklung der internationalen Finanzmärkte anbelangt, sehen wir die durch den BREXIT entstandene Unsicherheit. Diese spiegelt sich auf verschiedenen Ebenen wider. Zum einen beginnen nun die Diskussionen, wie sich die Handelsbeziehungen zwischen den Briten und der EU verändern werden. Zum anderen wird die Gefahr gesehen, dass verschiedene Staaten dem Beispiel folgen und ebenfalls Referenden zum Austritt aus der EU abhalten werden. Diskutiert wird auch die Gefahr eines Abdriftens Großbritanniens in eine Rezession, die unter anderem durch Investitionszurückhaltung, die Abwanderung von Unternehmen und Währungsverwerfungen ausgelöst werden könnte. Die volkswirtschaftliche Bedeutung Großbritanniens für die Weltwirtschaft ist mit einem Anteil von rd. 4% am globalen GDP (2015) aber eher von untergeordneter Natur. Deutlich negativer wären sogenannte Spill-over-Effekte auf eng verwobene Volkswirtschaften (hier im Speziellen die EU).
Positive Lösungen in einem negativen Kontext erarbeiten
Ein positiver Aspekt - in einem negativen Kontext - ist die Tatsache, dass die Entscheidung nun auf dem Tisch liegt und an einer wie auch immer ausfallenden Lösung gearbeitet werden kann. Sicherlich wird man es den Briten aus EU-Sicht dabei nicht einfach machen, da ein Nachahmen durch weitere Staaten natürlich vermieden werden soll. Auf politischer Ebene wird man trotzdem versuchen, den entstehenden Schaden so klein wie möglich zu halten. Dies wird insbesondere deshalb einfach möglich sein, da sich die Austrittsverhandlungen über mehrere Jahre hinziehen werden und bis zum tatsächlichen Austritt alle aktuellen Vereinbarungen bestehen bleiben. Daneben werden begleitende stabilisierende Maßnahmen der Notenbanken folgen. So hat beispielsweise die Bank of England in einem ersten Kommentar die Bereitstellung von 250 Mrd. Pfund für stützende Maßnahmen angekündigt.
Kühlen Kopf bewahren im Rahmen der Fondsanalyse
Auch wenn die globalen Aktienmärkte heute stark unter Druck stehen, muss man im Rahmen der Fondsanalyse einen kühlen Kopf bewahren. ÖKOWORLD ÖKOVISION CLASSIC ist derzeit in Großbritannien mit rd. 6,9% investiert. Schon in den letzten Quartalen lieferte der britische Aktienmarkt eine eher unterdurchschnittliche Performance, so dass die Wahrscheinlichkeit für ein auffinden von herausragenden Einzeltiteln eher gering war. Im Rahmen unseres Investmentprozesses und vor dem Hintergrund der anhaltenden Unsicherheit haben wir das Gewicht inzwischen unter 5% reduziert. Veräußert wurden speziell Titel aus dem Immobiliensektor und Titel mit einem signifikanten Exposure in die EU. Auch die konzentrierte Ausrichtung unseres Fonds auf sozial, ethisch und ökologisch einwandfreie Firmen hilft uns in der aktuellen Marktphase. So sind wir vom Kursverfall der am stärksten betroffenen Sektoren - wie Banken und Versicherungen - kaum betroffen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die weitgehende Vermeidung illiquider Titel, so dass der Fonds von überproportionalen Verlusten durch eingeleitete Verkaufsprogramme bei sehr marktengen Titeln verschont wird. Zu guter Letzt greift unser Fokus auf die Vermeidung hoch verschuldeter Unternehmen. Diese leiden in Stresssituationen am Kapitalmarkt in der Regel überproportional.
Ausblick
Perspektivisch wird das Fondsmanagement den bereits über Jahre erfolgreich eingeschlagenen Weg konsequent fortsetzen. Die Finanzanalyse legt hierbei den Schwerpunkt auf die Frage, inwieweit der Ausgang des Referendums Auswirkungen auf die Ertragskraft und somit auf die Gewinnentwicklung von Einzeltiteln haben wird. Negativ betroffene Firmen werden sukzessive veräußert.
Abschließend lässt sich sagen, dass auch der BREXIT die Frage nach der richtigen Geldanlage nicht verändert. Rentenpapiere mit einem attraktiven Rendite-Risikoprofil sind nach wie vor kaum zu finden. Die Wahrscheinlichkeit einer noch länger anhaltenden Niedrigzinspolitik der Notenbanken ist deutlich gestiegen und damit auch die Alternativlosigkeit der Aktie für den Vermögensaufbau.