Dicke Luft unter der Smogglocke China

Ein Beitrag von Ralph Prudent


Das abgelaufene Jahr des Drachen war für China so etwas wie ein Jahr der Desillusionierung.  Über Jahre hinweg ist die Wirtschaft des Landes rasant gewachsen und zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Erde aufgestiegen. Vierzig Jahre nachdem Dennis Meadows 1972 mit seiner Studie „Grenzen des Wachstums“ für Aufsehen gesorgt hat, scheint China diese Grenzen nach drei Jahrzehnten hemmungslosen Wachstums erreicht zu haben. Ernüchterung ist eingetreten und die chinesische Führung muss sich gerade aus den Reihen der für die weitere Entwicklung so notwendigen aufsteigenden Mittelschicht harsche Kritik wegen schlechter Luft, giftigen Lebensmitteln, fehlender Sozialstandards, mangelhafter Infrastruktur oder Korruption gefallen lassen. Das rasante Wachstum in China mag zwar dafür gesorgt haben, dass Millionen Menschen der Armut entwachsen sind und eine leistungsstarke Mittelschicht entstanden ist – es hat jedoch auch zu Umweltzerstörungen gigantischen Ausmaßes geführt.

Die negativen Folgen sind Evident: Oberflächengewässer sind genauso verseucht wie Grundwasser und Ackerböden von denen das Land sich ernährt verbaut oder vergiftet. In der Luft ist die Verschmutzung am sichtbarsten. Bis zu 800 Millionen Menschen lebten diesen Winter in China unter einer gefährlichen und dichten Smogglocke. Die Bevölkerung begegnet den Oberen inzwischen mit wachsendem Mistrauen und vertraut z. B. bei Schadstoffwerten in der Luft lieber den Messungen der US-Botschaft, als den eigenen Behörden. Viele derer, die es sich leisten können, denken inzwischen daran auszuwandern. Das sind jedoch in der Regel diejenigen, auf die eine funktionierende Volkswirtschaft angewiesen ist.

Vielleicht war es der „Pekinger Husten“, den das staatliche Internetportal China.org als in der Bezeichnung zwar verunglimpfend aber der Realität entsprechend anerkannt hat, der den scheidenden Premierminister Wen auf dem Volkskongress in Beijing vor Kurzem zu deutlichen Worten veranlasst hat, vielleicht aber auch die ökonomische Vernunft. Das Credo der vergangenen drei Jahrzehnte war Wachstum um jeden Preis. Doch jetzt kann die Umwelt nicht mehr und die Bürger stellen die Art des Wachstums zunehmend in Frage. Chinas ökonomische Entwicklung sei, so Wen, unausgeglichen gewesen und gerate zunehmend in Konflikt mit dem Erhalt natürlicher Ressourcen und dem Umweltschutz. Deshalb, so Wen weiter, sei die wirtschaftliche Entwicklung unausgewogen, unkoordiniert und nicht aufrecht zu erhalten. Eine asiatisch-vornehme Art über eine ökologische Krise zu sprechen, die Chinas Führung vor eine Existenzfrage stellen könnte.

Deshalb brauche China ein neues Wirtschaftsmodell ist sich der Shanghaier Ökonom Li Weisen sicher. Wie die Partei hält er die bisherige Wachstumsbesessenheit nicht mehr für angemessen. China stehe an der Türschwelle zur entwickelten Nation. Um den großen Schritt über die Schwelle zu schaffen, sagt Li Weisen, brauche Chinas Wirtschaft mehr Ökologie und Nachhaltigkeit, weniger Wachstum; mehr Binnenkonsum, weniger Investitionen; offenere Märkte, weniger Staat; mehr Dienstleistung, weniger Exportindustrie. Die Partei ist sich der Gefahr des Vertrauensverlustes bewusst. Sie erkennt die wachstumslimitierenden Risiken der bisherigen Entwicklung und sendet Signale die Hoffnung machen: die neue Führung kündigt Reformen hin zu einem umweltfreundlichen Wirtschaftsmodell und sozial ausgewogenen Wachstum an. Ergebnisse des Stimmungswandels finden sich auch bereits im aktuellen chinesischen Fünfjahresplan und traten auch im Winter zu Tage, als emissions- und energieintensiven Fabriken im Winter Produktionsverbote auferlegt wurden.

Chinas neues Jahr steht im Zeichen der Schlange, die zwar weniger stark ist als ihr fabelhafter Vorgänger der Drache, dafür aber als schlauer gilt. Sie ist sicher ein gutes Leitbild für China und den Rest der Welt. Denn eins ist nicht zu vergessen: Für eine so große Volkswirtschaft wie China sind auch einstellige Wachstumsraten kein Beinbruch. Ein Anstieg um 7,5 Prozent für 2013 bedeutet in absoluten Zahlen noch immer ein Plus von fast vier Billionen Yuan (493 Milliarden Euro). Zum Vergleich: 2010 wuchs Chinas Wirtschaft mit 10,3 Prozent doppelstellig ebenfalls um 4,1 Billionen Yuan. In absoluten Zahlen ist das Wachstum 2013 gar nicht so viel geringer als im Boomjahr 2010.

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