Grüne Zeichen für den Pariser Klimagipfel: Die Marktanteile der Fossil-Stromer schwinden
Ein Beitrag von Geschäftsführer Ralph Prudent
Vor dem Klimagipfel in Paris schüren Politiker aller Orten große Hoffnungen. Es geht darum, Zeichen zu setzen. Angela Merkel formulierte kürzlich den Verzicht auf fossile Energieträger bis zum Ende des laufenden Jahrhunderts als Ziel der führenden Industrienationen. Jetzt legt Obama nach. Der US-Präsident, dessen radikale Klimaschutzpläne 2009 mit Pauken und Trompeten auch an Abgeordneten der eigenen Partei im Parlament scheiterten, nimmt einen neuen Anlauf. Anders als 2009 muss er keine Rücksicht auf eine Wiederwahl nehmen und bedient sich einer Krücke am Parlament vorbei. Über eine Verordnung der US-Umweltschutzbehörde EPA verpflichtet er die Energiewirtschaft, bis 2020 den CO2-Ausstoß um 32% gegenüber 2005 zu reduzieren.
Umweltverbände begrüßen die Ankündigung des US-Präsidenten. Nachdem auch China, Japan, Kanada oder die EU Klimaschutzziele für die Ende 2015 stattfindende Klimakonferenz formuliert haben, hoffen sie diesmal auf einen Erfolg der Konferenz. Andererseits schalten US-Opposition und Kohle-Lobby wie bereits 2009 in den Kampfmodus um und formieren den Widerstand. Die Verordnung trifft insbesondere alte Kohlekraftwerke und damit auch die Kohleförderung. Die Umsetzung der neuen Regeln bedeutet die Schließung hunderter alter Kohlekraftwerke und ließe die Nachfragen nach US-Steinkohle weiter sinken. Unabhängig davon, ob sich die Verordnung als gerichtsfest erweist – mehrere Bundesstaaten, Kohleförderer und Energieproduzenten bereiten bereits Klagen vor - laufen sich Politiker aus Kohle-Staaten wie Kentucky oder Missouri für ihren Abwehrkampf im „Krieg gegen die Kohle“ warm. Unterstützt werden sie prominent vom republikanischen Präsidentschaftskandidaten Jeb Bush, der bereits angekündigt hat, die Verordnung im Falle eines Wahlerfolges zurückzunehmen, zumindest jedoch deutlich zu entschärfen.
Um keinen falschen Eindruck zu erwecken: Obamas Ankündigung ist grundsätzlich richtig und weist den zukunftsfähigen Weg für die energieverschwendende USA mit ihrem absurd hohen pro Kopf CO2-Emissionen. Hinter die Kulissen geschaut sind sie jedoch nicht so ambitioniert, wie sie von außen betrachtet wirken. Das Reduktionsziel bezieht sich auf das Jahr 2005. Seitdem haben die CO2-Emissionen der US-Stromerzeuger bereits um rund 15% abgenommen, die halbe Miete also bereits eingespart. Neben der schwächeren Wirtschaft spielt eine andere Entwicklung eine wesentliche Rolle.
Unabhängig davon, ob Obama sich durchsetzt oder die Opposition es erneut schafft, die Klimaschutzpläne zu torpedieren, ist Kohle erstmals in der US-Geschichte nicht mehr der wichtigste Energieträger für die Stromproduktion. Vor zehn Jahren lag ihr Anteil bei über 50%, heute sind es nur noch 34%. Tendenz weiter fallend. Prognosen sehen die Nachfrage nach Kraftwerkskohle in den USA jährlich um weitere 70 Mio. t sinken. Der Grund ist schnell gefunden: Überall im Land werden bereits seit Jahren Kohlekraftwerke aus betriebswirtschaftlichen Gründen stillgelegt. Auch ohne Obamas Klimaschutzpläne können sie im Wettbewerb mit weit günstiger zu betreibenden Gaskraftwerken nicht mehr mithalten: Gaskraftwerke, die zudem nur halb so viel CO2 pro Energieeinheit emittieren wie Kohlekraftwerke. Und natürlich nagen CO2-freie Wind- und Solarstromerzeuger mit zunehmendem Erfolg an den Marktanteilen der Fossil-Stromer.
Eine Entwicklung, die auch die Kapitalmärkte erreicht hat. Gerade meldete der zweitgrößte US-Kohleproduzent Konkurs an. Er reiht sich damit in eine lange Serie von Pleiten ein. Bei insgesamt drei Dutzend US-Kohleförderern war in den letzten drei Jahren Schicht im Schacht. Innerhalb von nur vier Jahren fiel der Börsenwert der US-Kohleindustrie von fast 80 Milliarden US-Dollar auf gerade einmal noch 12 Milliarden. Nicht nur in den USA sind die Entwicklungen eindeutig. Überall auf dem Globus beginnen sich die Nationen von der Steinkohle abzunabeln. Deutschland setzt auf Wind und Sonne, die USA auf Erdgas, China auf Erneuerbare und auch Frankreich gibt sich Gesetze für eine Energiewende. Ähnlich wie der Ölpreis kennt auch der Preis für Kohle nur eine Richtung: abwärts. Kostete die Tonne in Europa im Jahr 2013 noch fast 120 Dollar, sind es inzwischen weniger als 60.
Der Klimawandel hat die Kapitalmärkte endgültig und direkt erreicht. Er ist ein zentraler Faktor für das Management des Anlagerisikos. Betroffen ist jeder, der sein Geld langfristig anlegt: Die Beratungsgesellschaft Mercer sieht hohe Risiken für alle Unternehmen, die von fossilen Brennstoffen leben. Das sind nicht nur die Öl- und Kohleproduzenten. Genauso werden z. B. Ausrüster oder Logistiker betroffen. Verringert sich der Verbrauch von Öl und Kohle, sinkt gleichzeitig auch die Nachfrage z. B. nach Ausrüstung, Transport oder Verladekapazität in Häfen. Vermögenswerte in Unternehmen werden so zu Altlasten. Nach Schätzungen von Mercer stehen deshalb insgesamt 1.400 Milliarden EURO in Wertpapierdepots im Feuer. Eine Zeitbombe für Aktionäre, auf deren Auslösern viele Regierungen und Interessengruppen den Daumen halten. Grund für viele große Investoren, Anlagen in derartigen Unternehmen den Rücken zu kehren und z. B. Kohleproduzenten aus ihren Depots auszusortieren.
Neben den Verlierern wird es jedoch auch Gewinner geben. Vorteile werden z. B. Produzenten von Erneuerbaren Energien, CO2- oder Energieeffizienztechniken haben. Diese und eine Reihe anderer zukunftsfähiger und klimaneutraler Unternehmen mit starken Renditeaussichten und geringsten CO2-Risiken finden Sie in den Fonds der ÖKOWORLD. Sprechen Sie uns doch einfach darauf an, wie Sie das langfristige Klimarisiko in den Depots Ihrer Kunden reduzieren können, anstatt wie die US-Kohlelobby weiter auf die Vergangenheit zu setzen.