Global im aktiven Dialog mit den Unternehmen – Ein Beitrag von Ariadna Bendaña-Romero, Sustainability Analyst

Unternehmen des ÖKOWORLD GROWING MARKETS 2.0 Anlageuniversums werden vom hauseigenen Sustainability Research nach sozial-ethischen und ökologischen Kriterien bewertet und ausgewählt. Für eine fundierte Analyse durchforsten die Nachhaltigkeitsanalysten Firmen-Websites, Unternehmensberichte, sowie wissenschaftliche Studien und Berichte externer Quellen nach relevanten und nützlichen Informationen zu ökologischen und sozial-ethischen Aspekten der Produkte / Dienstleistungen und Aktivitäten. Ebenso suchen Sie auch den Dialog mit Unternehmen.

Vor Ort in im Dialog in Süd-Korea

In diesem Jahr besuchten Portfoliomanagement und Sustainability Research Unternehmen vor Ort in Süd-Korea, um sich in gemeinsamen Gesprächen mit Unternehmensverantwortlichen ein Gesamtbild über die ökonomische, ökologische und soziale Performance, und Perspektiven der Unternehmen zu verschaffen.

Die Mehrheit der besuchten Unternehmen befinden sich bereits im Anlageuniversum des ÖKOWORLD GROWING MARKETS 2.0 und zeichnen sich durch lösungsorientierte Produkte und Dienstleistungen aus. 

Lösungsorientierte Produkte 

Ein Beispiel ist der Süd-koreanische Fahrradhersteller Samchuly Bicycle, der verstärkt in E-Fahrräder investiert. E-Räder erweitern die Einsatzmöglichkeiten von Fahrrädern und sind ebenfalls ein wichtiger Baustein nachhaltiger Mobilität. 

Das Potential von Fahrradfahren und E-Rädern, Emissionen und Ressourcenverbrauch des Verkehrs zu reduzieren, ist erheblich und selbst in vielen europäischen Städten noch lange nicht ausgeschöpft. Damit bleiben nicht nur positive Klima- und Umwelteffekte unrealisiert. Auch Gesundheitsvorteile wie die Reduktion des Risikos von Atemwegs- und Herz-Kreislauferkrankungen, die Reduktion von Übergewicht und Diabetes, bleiben ungenutzt.

Bewusstseinsbildung und Gesundheitsbewusstsein 

Good News aus Süd-Korea: Hier rücken der aktive Transport und Niedrig-Emissions-Fahrzeuge stärker in den Fokus. So wird der Radverkehr durch verschiedene Maßnahmen, wie dem Ausbau sicherer Fahrradstraßennetze, Mietrad-Angebote, und Bewusstseinsbildung gezielt gefördert. 

Vom steigenden Gesundheitsbewusstsein in den „Growing Markets“, profitiert auch das süd-koreanische Unternehmen Inbody, das sich auf die Entwicklung und Herstellung von High-Tech Körperanalysegeräten für den professionellen Einsatz fokussiert. Diese unterstützen die individuelle Gesundheitsförderung und können sich als wahre Motivationshilfen für mehr Bewegung und eine ausgewogenere Ernährung erweisen. Erst kürzlich brachte das Unternehmen ein Fitnessband samt App heraus, das neben den üblichen Bewegungssensoren auch einen Körperfettmesser integriert. Damit greift Inbody Trends auf, wie die zunehmende Vernetzung von intelligenten Geräten, das Bestreben die Gesundheit selbst in die Hand zunehmen, und die Zunahme von chronischen Erkrankungen. Die Hauptrisikofaktoren sind bereits bekannt: Rauchen, Alkohol, mangelnde Bewegung und zu viel Salz. 

Beitrag zu Klima- und Umweltschutz 

Übrigens: Auch wer aktiv seine Gesundheit durch eine ausgewogenere Ernährung fördert, leistet einen großen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz. Der Konsum von Getränken und Nahrungsmitteln ist nämlich einer der privaten Konsumbereiche mit den größten Umweltauswirkungen.

Steigerung der Umwelt- und Sozialperformance sowie der ökologischen Anliegen

Ausschlaggebend für den Dialog seitens des Sustainability Research aren Informationslücken oder Verbesserungsbereiche, die während der Prüfung in der Auswahlphase oder im Rahmen der regelmäßigen Neu-Bewertungen bereits ausgewählter Unternehmen erkannt wurden. 

Unternehmen erhielten so die Chance, Informationen etwa zu Verhaltensgrundsätzen, Zielsetzungen zur Steigerung ihrer Umwelt- und Sozialperformance, Strategien und Maßnahmen oder zur Integration von ökologischen und sozialen Anliegen in die Betriebsorganisation bereitzustellen. Auch konnten Unternehmen die Gelegenheit nutzen, um auf Faktoren aufmerksam zu machen, die ihre diesbezügliche Weiterentwicklung erschweren und verhindern. 

Nachhaltigkeitsradar „on“

Neben der Schließung von Informationslücken, stellte der Dialog für das Sustainability Research zugleich einen Weg dar, (globale) gesellschaftliche Themen und Entwicklungen stärker auf den Radar der Unternehmen zu bringen und diese zu Verbesserungen und Innovationen in identifizierten Bereichen zu ermutigen.

Praxis am Puls der Zeit

In den Treffen mit den Süd-Koreanischen Unternehmen wurden neben der Implementierung von Umwelt- und Arbeitsschutzmanagementsystemen speziellere Themen, wie Materialeffizienz inklusive Kreislaufschließung, Verwendung von Gefahrenstoffen bzw. Problemstoffen, oder die Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen und Anbaubedingungen, thematisiert. Verantwortung in der Zuliefererkette war gerade bei Unternehmen Thema, deren Produktionsaktivitäten im Wesentlichen die Fertigungsmontage betrifft.

Verbesserung der nicht-finanziellen Berichterstattung 

Mit ausgewählten Unternehmen findet ein Follow-Up zu fokussierten Themen statt. Die Entwicklung bzw. Verbesserung der nicht-finanziellen Berichterstattung ist dabei ein Grundanliegen des Sustainability Researchs  Unternehmen können sich dabei nach internationalen, europäischen oder nationalen Leitlinien wie den GRI 4 Standards der Global Reporting Initiative, den Leitlinien der UN Global Compact Initiative, ISO 26000 Norm usw. richten.

Exotisch: Nachhaltigkeitsanalysten bei Investorenmeetings

In der Regel versendet der Sustainability Research umfangreiche Fragebögen an Unternehmen und es erfolgt ein Austausch via Schriftverkehr oder Telefonaten. Dies wird ergänzt durch persönliche Treffen bis hin zu Unternehmensbesuchen und Gesprächen vor Ort. Letztere ermöglichen Einblicke in Unternehmen, die sonst nur Mitarbeiter haben.

Nachhaltigkeitsanalysten bei Investorenmeetings sind allerdings noch Exoten. Es verwundert daher nicht, dass Investorenmeetings in den meisten Fällen allein auf die Finanzkommunikation ausgerichtet sind. Selbst wenn (größere) Unternehmen über eine eigene Corporate-Social-Responsibility-Abteilung verfügen, ist die Teilnahme von CSR-Verantwortlichen nicht selbstverständlich. Dies stellt auch den Investor Relations Officer oder Chief Financial Officer des Unternehmens vor eine Herausforderung, insbesondere wenn Unternehmen nur geringe Erfahrung mit dem Stakeholder-Dialog zu ökologischen und sozialen Themen haben. 

Motivation schafft Veränderung

Erfahrungsgemäß steigern jedoch persönliche Treffen die Motivation von Unternehmen, sich mit den teilweise komplexen und spezifischen Fragen des Sustainability Researchs auseinanderzusetzen. Dies trifft auch auf Unternehmen in den Emerging Markets zu, deren Schwächen in der finanziellen wie nicht-finanziellen Berichterstattung nicht selten ein Hinderungsgrund für die Aufnahme und Investition sind. 

Geld eine zukunftsfähige Richtung geben

Der wachsende Markt für nachhaltige und verantwortliche Investments und die dynamischen Entwicklungen im Hinblick auf die nicht-finanzielle Berichterstattung in den USA und in der EU – Offenlegungs- und Berichtspflichten im Hinblick auf Konfliktmineralien, Zwangsarbeit und Menschenhandel in der Zuliefererkette, EU Richtlinien zur Offenlegung von nicht-finanziellen Informationen usw. – werden letztlich auch die Unternehmen unseres Schwellenländerfonds ÖKOWORLD GROWING MARKETS 2.0 betreffen.

Zur Autorin:  

Ariadna Bendaña Romero (Diplom Volkswirtin) absolvierte ihr Studium der Volkswirtschaftslehre an der Universität Bonn mit den Schwerpunkten internationale Wirtschaft und Finanzökonomie. Nach ihrem Studium sammelte sie zunächst Erfahrungen in der unabhängigen Vermögensverwaltung eines Family Offices. Hier kam sie zum ersten Mal mit dem Konzept eines nachhaltigen Finanzwesens in Berührung, das neben ökonomischen auch soziale und ökologische Kriterien berücksichtigt. In der Folge gewann sie Einblicke in die Arbeit einer internationalen Mikrofinanzorganisation, wo sie die Mikrofinanz als entwicklungspolitisches Instrument kennenlernte. Aufgewachsen in Deutschland und mit Wurzeln in Nicaragua und Kolumbien, ist sie auch mit den sozioökonomischen, politischen und kulturellen Bedingungen und Entwicklungen insbesondere in den Ländern Lateinamerikas vertraut. Entwicklungen in den internationalen Beziehungen zwischen Lateinamerika und der Europäischen Union, insbesondere Deutschland, verfolgt sie intensiv mit.