„Blauer Planet an Blauer Planet“ – Eine Betrachtung zum Weltwassertag 2017
Von Nedim Kaplan, Fondsmanager des ÖKOWORLD WATER FOR LIFE
Seit Apollo 8 am 24. Dezember 1968 als erste Weltraumkapsel den Mond umrundete, haben sich das Bild und die Vorstellung der Menschheit von unserem Heimatplaneten entscheidend verändert. Eine Farbfilm-Kamera an Bord von Apollo 8 lieferte uns den Beweis, dass sich unser Heimatplanet inmitten eines schwarzen Hintergrundes in einem leuchtenden Blau präsentiert. Seitdem ist vom Blauen Planeten die Rede.
Aus der Vogelperspektive: 70% strahlendes Blau
Etwa 70% der Erde werden von diesem strahlenden Blau in Form von Ozeanen, Seen und Flüssen bedeckt, unseren Quellen des Lebens. Genau nach diesen Farben sehnen sich Forscher, wenn sie mit ihren Weltraumteleskopen Ausschau halten nach Planeten bzw. Exoplaneten, die erdähnliches Leben ermöglichen könnten. Die Entdeckung von Exoplaneten alleine ist schon lange keine Sensationsnachricht mehr wert. Exoplaneten sind Himmelskörper ähnlich unserer Planeten. Tausende von Exoplaneten wurden in den letzten zwei Jahrzehnten entdeckt und Tausend weitere warten in unmittelbarer Nachbarschaft unseres Sonnensystems darauf, entdeckt zu werden. 370 Billionen Kilometer von uns entfernt.
Was macht einen Exoplaneten zu etwas Besonderem?
Ein Exoplanet kann sich nur dann vom Gros der anderen Planeten abheben, wenn – genauso wie unser Heimatplanet – Wasser direkt an der Planetenoberfäche in allen drei Aggregatzuständen dauerhaft und in großer Menge vorhanden ist. Das heißt, er müsste in eine ähnlich bunte Farbenpracht eingehüllt sein, wie es auf unserem Heimatplaneten der Fall ist. Vor wenigen Wochen ereignete sich dann doch ein Glücksfall: Astronomen haben sechs erdgroße Planeten entdeckt, die den Stern Trappist-1 umkreisen, auf denen Wasser auf der Planetenoberfläche fließen könnte. Wasser und sonstige biologische Aktivitäten können auf den entdeckten Exoplaneten aber nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden. Für viele Indizien gibt es auch differenzierte Erklärungen. Die Exoplaneten sind darüber hinaus weit außerhalb unseres Sonnensystems und 40 Lichtjahre von uns entfernt gelegen. Selbst für kleinere, unbemannte Raumschiffe sind das aus heutiger Sicht der Technik unerreichbare Weiten. Welche Veränderungen bringen diese Entdeckungen für uns Menschen und Nicht-Astronomen? Zunächst überhaupt keine.
Alternativlose Heimat mit nur 0,3% Trinkwasser „Lebenselixier“
Wir dürfen uns keine Illusionen machen. Unser Blauer Planet wird für viele weitere Generationen unsere alternativlose Heimat bleiben. Wir müssen mit dem einzigartigen und kostbaren Wasser, welches als Süßwasserressource unser Überleben sichert, sinnvoll und vorausschauend wirtschaften, denn es ist nur zu 0,3 Prozent am Gesamtwasservorkommen als Trinkwasser erschließbar. Mit diesem „blauen Gold“ muss sorgfältig umgegangen werden. Es ist wichtiger Bestandteil unseres Lebens, dieses „blaue“ Lebenselixier.
Wir alle benötigen Wasser zum Leben – doch woher sollen wir es nehmen, wenn unsere Ressource komplett verschmutzt ist?
Wir alle sind abhängig von Wasser, sei es zum Trinken, Duschen, Toilettenspülung oder Kochen. Für eine Tasse Kaffee werden 140 Liter Wasser benötigt, wenn man das im Anbau, bei der Röstung, bei der Verschiffung und der Zubereitung verwendete Wasser dazu rechnet. Rund 121 Liter des kostbaren Gutes verbraucht jeder von uns pro Tag. 4000 Liter sind es, wenn man den Wasserverbrauch bei der Produktion von Lebensmitteln mitberechnet. Bereits heute geht der Wasserverbrauch in vielen Regionen über den nachhaltigen Trinkwasserzufluss. Laut Expertenmeinung ist die Tendenz hierbei steigend. Die einzige Möglichkeit, hier eine Trendwende zu bewirken, ist, unser kostbares Wasser effizienter zu nutzen und somit auch unser Abwasser nicht „wegzuwerfen“, sondern weltweit ausreichend zu klären und wiederzuverwenden. Die in den Abwässern enthaltenen Schadstoffe richten an den Oberflächengewässern (Flüsse, Seen, Meere), sowie im Grundwasser großen Schaden an und gefährden die Wasserversorgung. Was an dieser Stelle konkret helfen kann, können Sie in unserem Extrablatt 6/2016 „Nutzung von Abwasser als Rohstoffquelle“ nachlesen.
Investition „blaues Gold“
Nach welchen Nachhaltigkeitskriterien unser Wasserfonds, der ÖKOWORLD WATER FOR LIFE, seine Investitionsentscheidungen trifft und warum wir Investitionen in die „Wasser“-Branche grundsätzlich für vertretbar halten: Das ist natürlich ein weites Feld – ein Megathema. Besonders wichtig ist uns die Unterscheidung in die strategische Investition in Wasserressourcen, um daraus Profit zu schlagen (ein Geschäftsfeld, das wir explizit ablehnen) und die Investition in Unternehmen, deren angebotene Produkte oder Dienstleistungen mit dem Fokus Wasser verknüpft sind. Letzteres sind die Unternehmen, in die wir investieren – dazu gleich mehr.
Was bedeutet „ÖKOWORLD-Prinzip“?
Das ÖKOWORLD-Prinzip sieht eine vollständige Trennung von Portfoliomanagement und Fundamentalanalyse einerseits und Sustainability Research andererseits vor. Die Portfolio-Manager investieren ausschließlich in Titel, die aufgrund der in den Fondsbedingungen festgelegten sozialen, ethischen und ökologischen Kriterien in das Anlageuniversum aufgenommen wurden. Das Team des Sustainability Researchs analysiert dafür als Basis im Vorfeld die für das jeweilige Anlageuniversum der ÖKOWORLD-Fonds in Frage kommenden Unternehmen anhand von Positiv- und Negativkriterien. Damit unterscheiden wir uns auch in der Gestaltung des Investments deutlich von anderen Asset-Managern, bei denen die Bedeutung der Nachhaltigkeit keine so einflussreiche Position einnimmt.
Wissenschaftlicher Beirat an Bord
Bei der Beobachtung und Bewertung der weiteren Entwicklung im Wasser- bzw. Klimasektor und bei der Einschätzung von Produkten und Technologien wird ÖKOWORLD für die Fonds Wasser und Klima durch einen dreiköpfigen wissenschaftlichen Fachbeirat unterstützt. Das ermöglicht uns, aus wissenschaftlicher Sicht die Auswirkung der Tätigkeit von Unternehmen zu bewerten. Und unser wissenschaftlich fundierter Hintergrund zum Thema Wasser und dem nachhaltigen Umgang mit dieser kostbaren Ressource ist sehr umfassend, z. B. sind für uns alle Ernährungs-bezogenen Themen automatisch auch Wasserthemen, wenngleich dieser Zusammenhang vielfach in den Hintergrund tritt.
Messlatte Konsumstatus USA? Umdenken dringend erforderlich.
Liest man über die zukünftige Ernährung der Menschen weltweit, so geht es immer um die Steigerung der Produktivität, damit alle Menschen dieser Erde den gleichen Konsumstatus erreichen können, wie es z. B. in den USA der Fall ist. Die begrenzten Möglichkeiten des Systems werden dabei zu stark ausgeblendet oder hinter die Hoffnung technischer Innovationen gestellt. Dabei ist ein Umdenken unserer Ernährungsgewohnheiten unausweichlich: Die konventionelle Landwirtschaft einschließlich der Düngemittelproduktion und der Massentierhaltung ist für einen erheblichen Teil der Treibhausgasemissionen verantwortlich – neben CO2 auch die deutlich klimaschädlicheren Gase Methan (CH4) und Lachgas N2O. Eine übermäßige Verwendung von Düngemitteln (einschließlich der endlichen Reserven von Phosphat) und die Massentierhaltung emittieren auch Ammoniak, das sich durch verschiedene Reaktionen in Nitrat und Ammoniumsulfat umwandelt. Beide Stoffe haben einen erheblichen Anteil an der Bildung von Feinstaubpartikeln.
70% globaler Wasserverbrauch für Landwirtschaft
Zudem entfallen etwa 70% des weltweiten Wasserverbrauchs auf die Landwirtschaft. Die konventionelle Landwirtschaft einschließlich der Massentierhaltung und der dafür benötigten Futtermittelproduktion sind gigantische Wasserschlucker. Zur Gewinnung eines Kilogramms Rindfleisch können somit durch die Fütterung von Mais und Soja leicht über 10.000 Liter Wasser benötigt werden. Darüber hinaus belastet der Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln die Oberflächengewässer. Eine ökologische Landwirtschaft, verbunden mit veränderten Ernährungsgewohnheiten, hilft, die insgesamt mit der Herstellung der Nahrungsmittel verbundenen Treibhausgase sowie den Wasserverbrauch zu reduzieren. Wird weniger Fleisch gegessen, so reduzieren sich die Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette - einschließlich der reduzierten Düngemittelproduktion (für den Anbau der Futtermittel Soja und Mais) und der entfallenden Massentierhaltung.
Wie und wo wir investieren…
Über 70% der Erdoberfläche sind mit Wasser bedeckt – aber nur 0,3% davon sind Trinkwasser. Und dieses Trinkwasser ist für uns überlebenswichtig. Zwar verfügen wir in den Industrieländern über technische Möglichkeiten, das Wasser mit hohem Energieaufwand zu klären und aufzubereiten, das darf uns aber nicht von einem sorgsamen Umgang mit dieser begrenzt verfügbaren Ressource abbringen.
ÖKOWORLD investiert daher in Unternehmen, die für einen sorgsamen und verantwortungsvollen Umgang mit Wasser stehen. Sei es als Hersteller von Komponenten für die Wasserinfrastruktur, als staatlich regulierte Wasserversorger (d. h. die Unternehmen können die Preise nicht willkürlich festsetzen und sind zum Anschluss der Haushalte an die Wasserversorgung verpflichtet), als Abwasserentsorger. Dabei nimmt die Abwasserentsorgung einen ebenso wichtigen Stellenwert ein wie die Versorgung mit Frischwasser. Die in den Abwässern enthaltenen Schadstoffe richten in den Oberflächengewässern (Flüsse, Seen oder Meere) sowie im Grundwasser großen Schaden an und gefährden die Wasserversorgung. Regulierte Versorger wie American Water, Severn Trent, Manila Water oder die brasilianische Companhia de Saneamento Basico do Estado de Sao Paulo sind daher Teil des Anlageuniversums. Dazu passt auch gut das Motto des 24. Weltwassertages im Jahr 2017 „WASTEWATER“ also Abwasser, und in der dazugehörigen Kampagne geht es darum, Abwasser zu reduzieren und wiederzuverwerten – Why waste water?
Ein klares Nein…
ÖKOWORLD investiert übrigens nicht in kontroverse Unternehmen, die als Wasserversorger keiner Regulierung unterliegen und damit Menschen von der Versorgung ausschließen können. Ebenso investiert Ökoworld nicht in Unternehmen, die strategisch in Wasserressourcen investieren.
Wasseraufbereitung finden wir gut
Verschiedene Unternehmen, die Anlagen und Komponenten für die Wasseraufbereitung, die Abwasserklärung oder die Wasserinfrastruktur entwickeln und herstellen, kommen für uns in Betracht. Unternehmen wie Mueller Water, CT Environmental oder Coway.
Der Mensch und seine weitere Entwicklung hängen direkt vom Zugang zu sauberem Trinkwasser und zum Rohstoff Wasser ab. Schon heute geht in vielen Regionen weltweit der Wasserverbrauch über den nachhaltigen Frischwasserzufluss hinaus. Diese Tendenz wird sich nach Expertenschätzungen deutlich verstärken, wenn es nicht gelingt, Wasser effizienter zu nutzen und regional die Wasserqualität zu erhalten beziehungsweise zu verbessern.
Teil der Lösung - nicht Teil des Problems
Unternehmen, in die wir investieren, müssen Teil der Lösung und dürfen nicht Teil des Problems sein. Daher identifizieren wir die passenden Unternehmen über so genannte Positivkriterien. Zu den Positivkriterien gehören bei ÖKOWORLD entsprechend der schonende Umgang mit der Ressource Wasser bzw. der Schutz natürlicher Wasserreservoirs. Hierzu zählen zum Beispiel auch Unternehmen aus den Bereichen grundwasserschützendes Recycling von Industriemetallen, chemischen Abfällen oder Krankenhausabfällen. Grundsätzlich in Frage kommen auch Unternehmen, die sich um den Schutz des Grundwassers vor Schadstoffeintrag verdient machen, um die wassereffiziente Lebensmittelproduktion oder die umwelt- und wasserschonende Elektronikproduktion.
Der Weltwassertag 2017 - Why waste water?
Der Weltwassertag findet seit 1993 jedes Jahr am 22. März statt. Dieser Tag ist das Ergebnis einer UN-Weltkonferenz, welche 1992 in Rio de Janeiro stattgefunden hat. Am 22. Dezember 1992 hat schließlich die UN-Generalversammlung den Weltwassertag als Resolution ausgerufen. Das Thema Wasser allgemein und somit auch der Weltwassertag haben seither an Bedeutung gewonnen. Das Ziel ist seit jeher unverändert: Weltweit auf den nachhaltigen Umgang mit Wasser aufmerksam machen und die Bedeutung von Wasser hervorzuheben. Diesjähriges Motto des 24. Weltwassertages lautet „WASTEWATER“ also Abwasser, und in der dazugehörigen Kampagne geht es darum, Abwasser zu reduzieren und wiederzuverwerten – Why waste water?