Quartalsbericht Portfoliomanagement 2. Quartal 2023

Rückblick in das zweite Quartal

Das zweite Quartal war ein herausforderndes Quartal mit positiven Entwicklungen in unseren Fonds. Der Bankensektor, der im ersten Quartal rund um die Pleite der Silicon Valley Bank sowie der in Schieflage geratenen Credit Suisse für Unsicherheiten am Finanzmarkt sorgte, hat sich im zweiten Quartal stabilisiert. Hohe Investitionen im Bereich generativer künstlicher Intelligenz führten in diesem Zeitraum zu starken Kursgewinnen im Technologiebereich. Überwiegend wurde die Rallye am Aktienmarkt jedoch von großen Unternehmen wie Amazon, Meta, Google geführt. Unternehmen, die für uns aus ethisch ökologischen und sozialen Gründen No-Go-Investments darstellen. Neben dem Technologiesektor konnten auch die Konsum- und Automobilsektoren positive Entwicklungen aufzeigen. In den Schwellenländern erzielten vor allem Aktien aus Indien und Brasilien positive Performancebeiträge.

Hausse im Halbleiterbereich

Im Halbleiterbereich gab es in jüngster Zeit einen stärkeren Aufwärtstrend. Ein wichtiger Treiber dieser Entwicklung war der Erfolg von OpenAI's Chatbot ChatGPT und ähnlicher Anwendungen Künstlicher Intelligenz. Solche Anwendungen basieren auf Large Language Models, die eine hohe Rechenleistung erfordern. Marktführer in diesem Bereich ist der bereits vor der Hausse zu den zehn größten Positionen in mehreren Fonds gehörende Wert NVIDIA Corp., ein führender Anbieter von GPUs (Grafikprozessoreinheiten). NVIDIA hat in seinen Quartalszahlen Ende Mai einen sehr optimistischen Ausblick gegeben, der von Marktteilnehmern positiv bewertet wurde. Das Unternehmen erwartet für das zweite Quartal einen Umsatz von 11 Mrd. USD, was höher liegt als der gesamte Umsatz im Jahr 2019. Dieser Nachfragesprung hat eine Rallye im Halbleiterbereich ausgelöst. Investierte Unternehmen wie Super Micro Computer, ein Anbieter von Serverkühltechnik, und Monolithic Power, ein exklusiver Zulieferer von NVIDIA, haben ebenfalls davon profitiert, ebenso das Peer-Unternehmen Advanced Micro Devices. Auch MongoDB, ein im Fonds zuvor investierter Datenbankspezialist, dessen Atlas-Plattform vermehrt von Kunden aus dem Bereich Künstlicher Intelligenz nachgefragt wird, konnte Analysten mit positiven Geschäftsaussichten überraschen. Wir denken, dass Künstliche Intelligenz eine disruptive Anwendung mit breiten und sinnvollen Anwendungsmöglichkeiten sein kann. Die Identifizierung künftiger Gewinner und Verlierer im Halbleiterbereich bietet perspektivisch die nächsten Quartale ein gutes Umfeld für unseren fundamental orientierten Stockpicking-Ansatz.

David gegen Goliath

Ein Trend, der sich im ersten Quartal zeigte, war das Auseinanderdriften zwischen Large Caps und Small/Mid Caps (Abb. 1). Aufgrund unseres Investmentansatzes, der innovative Wachstumsunternehmen in den Vordergrund stellt und viele Large Caps aus ethisch-ökologischen Gründen ausschließt, sind die ÖKOWORLD-Fonds für gewöhnlich stark in Small und Mid Caps investiert. Im ersten Quartal und in den ersten Monaten des zweiten Quartals waren der Verkaufsdruck bei kleineren und mittleren börsennotierten Unternehmen nach der Insolvenz der amerikanischen Silicon Valley Bank und die starke Outperformance der Index-Schwergewichte Amazon, Apple, Microsoft und Google eine Herausforderung für uns. Historisch hat sich aber auch gezeigt, dass die Diskrepanz zwischen großen und kleinen Unternehmen zyklisch auftritt (Abb. 2). Auf eine Ausweitung des Spreads zugunsten der Large Caps folgte in der Vergangenheit eine Phase der Outperformance für Small- und Midcaps. Zum Ende des Quartals gab es auch Anzeichen, dass es zu einer für unser Investmentuniversum positiven Aufholbewegung kommen könnte.

Wertaufholungen im Bereich der Autozulieferer

Vielversprechendes Potenzial sehen wir weiterhin im Bereich der Elektromobilität, wo deutliche Preissenkungen führender Hersteller (Tesla und BYD) die ohnehin große Nachfrage weiter ankurbeln werden. Unser Investmentschwerpunkt liegt dabei nicht auf den Autoherstellern (vor allem aus Gründen der Nachhaltigkeit), deren Marge vermutlich leiden wird, sondern auf Unternehmen, die vergleichsweise profitabel von dem Wachstumstrend profitieren. Die Bandbreite geht von Batterien, Materialien, Zulieferern, Infrastruktur bis hin zu Halbleitern – allen voran Siliziumcarbid. Aixtron konnte in Folge anhaltend starker Ordereingänge deutliche Wertaufholungen verzeichnen. Wertaufholungen konnten auch EV-Batteriehersteller wie Samsung SDI oder LG Energy Solution verzeichnen, wo zuvor die angekündigten Preissenkungen von Tesla und BYD noch zu Gewinnmitnahmen geführt hatten.

Inflation und Zinssätze

Der Anstieg der Preissteigerungen zeigte sich im zweiten Quartal von Australien über den Euro-Raum bis nach Nord- und Südamerika überwiegend rückläufig. In der Folge setzten diverse Zentralbanken weitere Zinsanhebungen vorerst aus. Künftige, allerdings kleinere Zinsschritte werden die Zentralbanken entsprechend der Entwicklung der Preissteigerungen, der Entwicklung an den Arbeitsmärkten und sonstigen nachgelagerten Effekten beschließen. Die Inflationsdaten sind zwar global betrachtet rückläufig, liegen aber dennoch weiterhin deutlich über dem Zielwert der meisten Zentralbanken. Für das zweite Halbjahr werden dementsprechend weitere Zinsanhebungen erwartet. Chancen in diesem Umfeld bieten Unternehmen, die höhere Einkaufskosten an die Kunden weitergeben und letztlich einen höheren Warenwert umsetzen können. Opportunitäten zeigten sich im Betrachtungszeitraum auch in Lateinamerika und Indien, wo Anleger Zinssenkungen im zweiten Halbjahr antizipieren.

Konsum zeigt sich weiterhin robust – Rezessionsängste vorerst aufgeschoben.

Mit der Anhebung der Zinsen verabreichen die Zentralbanken den Volkswirtschaften bittere geldpolitische Medizin. Die Anhebung der Finanzierungskosten führt gemeinhin zu einer Eindämmung der Inflation und geringerer wirtschaftlicher Aktivität. In diesem Umfeld überrascht, dass sich der amerikanische Konsumentensektor weiterhin robust hält. Daten für den amerikanischen Immobiliensektor und Arbeitsmarkt sorgten für positive Überraschungen. Zyklische Werte aus dem Bereich Bauwirtschaft und Konsumgüter verzeichneten eine positive Kursentwicklung zum Ende des zweiten Quartals. Gleichzeitig zeigt dies, dass die Zentralbanken nach wie vor Arbeit vor sich haben, die Inflation weiterhin einzudämmen. Die Befürchtungen, wonach die starken Zinsanhebungen in den letzten zwölf Monaten zu einer mittleren bis starken Rezession führen werden, sind vorerst aufgeschoben. Gleichzeitig ebnet dies den Weg für weitere Zinsanhebungen.

Regionale Outperformance

Neben positiven Entwicklungen in den entwickelten Volkswirtschaften gab es auch starke Kursentwicklungen in den Schwellenländern. Insbesondere in Indien und Brasilien konnten ÖKOWORLD-Fonds an positiven Kursentwicklungen partizipieren. In Indien deuten Konjunkturindikatoren eine Erholung der indischen Wirtschaft an. Für das zweite Halbjahr 2023 erwarten Marktteilnehmer eine Zinssenkung. Positive Wertentwicklungen gab es vor allem im Finanz- und Gesundheitswesen. In Brasilien ist der Zyklus der Zinsanhebungen, um die Inflation einzudämmen, ebenfalls weiter fortgeschritten als in entwickelten Volkswirtschaften. Nach rückläufigen Inflationsdaten erwarten Marktteilnehmer eine Zinssenkung bereits im dritten Quartal dieses Jahres. Hiervon konnten vor allem Unternehmen profitieren, für die sich in Zukunft die Finanzierungsbedingungen verbessern werden. Des Weiteren profitiert der brasilianische Aktienmarkt u. a. vom Ausbau der Sozialprogramme unter dem neuen Präsidenten Lula da Silva. Besonders der Ausbau von sozialen Wohnungsbauprogrammen und der bessere Zugang zu Bildung stehen auf der Agenda und führten im abgelaufenen Quartal zu positiven Entwicklungen in den ÖKOWORLD-Portfolios. Die Abkehr von den Covid-Restriktionen in China und der daraus erhoffte Anstieg wirtschaftlicher Aktivitäten blieb bislang hinter den Erwartungen zurück. Gleichzeitig dämpfen geopolitische Spannungen weiterhin die Stimmung der Anleger.