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Dieselgate- Ein Katalysator für die Elektromobilität?

Ein Beitrag von Enrico Schoen, ÖKOWORLD Fondsmanagement

Täglich erreichen uns neue Nachrichten über das Ausmaß des aktuellen Dieselskandals. Mit Diesel angetriebene PKW emittieren Stickoxide, die um ein Vielfaches höher liegen, als von den Herstellern angegeben. Die Abgasreinigung durch Zusatz von Harnstoff schaltet sich oft nur bei Abgasuntersuchungen  unter Laborbedingungen zu. Aber eben nicht „on the road“ im täglichen Fahrbetrieb.

Grenzüberschreitungen durch Stickoxide - Fahrverbote für Dieselautos

Zudem kämpfen deutsche Großstädte seit Jahren mit Grenzüberschreitungen im Bereich der Stickoxide. Das Landgericht Stuttgart hat nun in einem Urteil das Fahrverbot für Dieselautos in der Innenstadt empfohlen. Die Bundesregierung sowie führende Köpfe der deutschen Automobilindustrie trafen daraufhin zusammen, um eine Lösung aus dem Dilemma zu finden. Das Ergebnis ist ein Minimalkompromiss und packt das Hauptproblem nicht an der Wurzel. Autos mit der Abgasnorm Euro 5 und 6 werden lediglich einem Softwareupdate unterzogen. Besitzer älterer Dieselautos werden Kaufanreize für modernere und effizientere Autos angeboten. Dennoch kann der Skandal „Dieselgate“ als Beschleunigung für das Endes der Verbrennungsmotoren angesehen werden. Aktuell hinkt Deutschland im Thema Elektromobilität im weltweiten Vergleich stark hinterher. Selbst Länder wie China, die in Sachen Umweltschutz bisher wenig vorweisen können, setzen mehr und mehr und mit Erfolg auf alternative Antriebstechnologien.

Förderung in Norwegen

Norwegen hat eine der kreativsten Förderstrukturen für die Elektromobilität entwickelt. Die umfangreiche Förderung war durch die sprudelnden, staatlichen Öl-Einnahmen möglich geworden. Das nordeuropäische Land bietet keine direkten monetären Subventionen beim Kauf von E-Autos an. Elektrische Neuwagen sind aber sowohl von der Mehrwertsteuer befreit, als auch von der Neuwagensteuer. Nach der Anschaffung bietet der Staat weitere attraktive Anreize an. E-Auto-Besitzer dürfen in Innenstädten nicht nur die städtischen Ladestationen kostenfrei nutzen, sondern auch bei Bedarf den öffentlichen Nahverkehr – ohne zu bezahlen. Durch diese flexible Art der Förderung ist Norwegen für viele Länder zum Vorbild in Sachen E-Mobilität geworden. Dennoch steht Norwegen bereits heute vor einer Reformation des Förderkonzepts. Der Grund hierfür liegt in den dauerhaft niedrigen Ölpreisen und dem entsprechenden Versiegen der Finanzierungsquelle.

Förderung in China – Zulassungsbeschränkungen für Verbrenner

China hat in seinen Großstädten ein massives Feinstaubproblem. Die Belastungen durch Stickoxide und Feinstaub liegen weit über denen deutscher Großstädte wie Stuttgart. Durch die hohen Zulassungsanträge für Verbrenner hat die Regierung in Peking bereits Kontingente erlassen. Die durchschnittliche Chance auf eine Zulassung liegt in manchen Monaten bei 70 zu 1. Elektroautos sind von diesen Zulassungsbeschränkungen ausgenommen. Weitere Anreize sind direkte Prämien von umgerechnet bis zu 7.000 Euro für Stromer und 5.500 Euro für Plug-in-Hybride. Die Höhe der Prämien ist vor dem Hintergrund des im weltweiten Vergleich niedrigen Neuwagenpreises umso bemerkenswerter. Des Weiteren zahlen Halter von Autos mit elektrischen Antrieben keine KFZ-Steuer. Das Ziel der Zentralregierung in Peking ist, den Anteil von E-Autos bei den Neuzulassungen auf 15%-20% bis 2025 und auf 40%-50% bis 2030 zu steigern. Mit diesen expansiven Förderungen versucht die chinesische Regierung, dem Feinstaubproblem in den Städten Herr zu werden. Generell ist festzustellen, dass die Akzeptanz der Bevölkerung für diese neue Technologie sehr hoch ist, und dadurch mit einer Chance zur Verbesserung der Luftqualität zu rechnen ist.

Förderung in Deutschland um 1 Milliarde Euro aufgestockt

Deutschland als führendes Automobilland hinkt dem Elektromobilitätstrend weit hinterher. Das Ziel der Bundesregierung, bis 2020 eine Million Stromer auf deutsche Straßen zu bringen, wurde angesichts aktuell knapp über 20.000 zugelassener Fahrzeuge wieder zurückgezogen. Nun spricht man bei dieser Zahl von einem mittelfristigen Ziel. Dennoch hat die Bundesregierung die aktuellen Fördermaßnahmen um 1 Milliarde Euro aufgestockt. Direkte Anreize von 4.000 Euro für den Kauf eines E-Autos und 3.000 Euro für den Kauf eines Plug-in-Hybrids wurden ausgelobt. Große Autokonzerne wie BMW und VW haben bekannt gegeben, dass sie diese Förderung durch eigene Mittel aufstocken wollen. Seit 1. Januar 2016 werden PKWs mit elektrischem Antrieb zudem für 10 Jahre von der KFZ-Steuer befreit. Arbeitgeber sollen für Ladestationen, die sie an der Arbeitsstelle installieren, steuerliche Anreize und Sonderabschreibungen erhalten. Aufgrund der noch begrenzten Reichweite der Autos hat der Staat zudem geplant, den Ausbau der aktuell 7.000 öffentlichen Ladestationen aufzustocken. Ob die Überarbeitung der Förderungen zu einem Zulassungsboom von Autos mit alternativen Antrieben führt, ist angesichts der aktuellen Zulassungszahlen und der nach wie vor hohen Skepsis innerhalb der Bevölkerung fraglich. Zudem muss man konstatieren, dass die traditionelle Fokussierung der deutschen Automobilhersteller auf den Verbrennungsmotor zu einer starken Innovationsverkrustung geführt hat.

Investieren entlang der gesamten Wertschöpfungskette mit ÖKOWORLD-Fonds

Die genannten Förderungen sind Maßnahmen, um der neuen Technologie aus den Startlöchern zu verhelfen. Doch langfristig muss sich das Produkt am Markt selbständig ökonomisch tragen und entsprechend durchsetzen. Damit dies gelingen kann, haben sich eine Vielzahl von Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette des Elektroautos positioniert und spezialisiert. Das Fondsmanagement der ÖKOWORLD analysiert laufend diese komplexe Branche und investiert erfolgreich in die besten Unternehmen. Hier ist beispielsweise der chinesische Automobilkonzern Geely zu nennen.

Vom Nachbauer zum Elektropionier

Das Unternehmen umfasst diverse Automarken, die fast ausschließlich in Asien vertrieben werden. Früher war Geely bekannt als Hersteller, der europäische  Autos kopierte und mit eigenem Logo in Asien vertrieb. Doch diese Geschäftspraktik hat das Unternehmen eingestellt und ist spätestens seit der Übernahme von Volvo zu einem der erfolgreichsten Autobauer Asiens aufgestiegen. Das mit 20.000 Einheiten meistverkaufte Elektroauto in China stammt von Geely. Die heimische Nachfrage nach diesem Modell ist mittlerweile so groß, dass Pläne für einen Export verschoben wurden. Auf Jahressicht hat sich der Umsatz des Unternehmens mehr als verdoppelt.

ÖKOWORLD hat dieses Unternehmen schon seit langem in dem hauseigenen Schwellenländerfonds ÖKOWORLD GROWING MARKETS 2.0 allokiert, und die Anleger konnten so an der positiven Performance der Aktie frühzeitig partizipieren. 

Mit Geely in Zukunft die Nase vorne

Doch nicht nur in der Gegenwart ist Geely ein Vorreiter, auch in Sachen Zukunft hat Geely mit einer Vielzahl von Joint Ventures in diesem Bereich die Nase vorne. Man kann sowohl als Kunde, aber auch als Aktionär gespannt sein, wie sich der Boom dieses Konzerns fortsetzt. Geely steht als Automobilhersteller am Ende der Wertschöpfungskette.

E-Mobilität in der Wertschöpfungskette

Dennoch gibt es auch entlang der Wertschöpfungskette andere Unternehmen mit starkem Bezug zur E-Mobilität, die Eingang in die ÖKOWORLD-Fondspalette gefunden haben. Hierbei zu nennen ist etwa das deutsche Unternehmen Aumann. Die Aumann AG entwickelt und stellt Maschinen her, die zur Produktion von E-Motorenkomponenten erforderlich sind. Auch das Thema autonomes Fahren wird in den ÖKOWORLD-Fonds u. a. mit dem niederländischen Unternehmen Melexis abgebildet. Dieses stellt eine Vielzahl unterschiedlicher Sensoren, beispielweise zur Erkennung des Verkehrs im direkten Umfeld, her.