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ÖKOWORLD Big in Japan – Ein Erlebnisbericht von Caroline Glatte, Sustainability Analyst

v.r.n.l.: Caroline Glatte, Sustainability Analyst und Nedim Kaplan, Portfoliomanager der ÖKOWORLD

Für die Nachhaltigkeits-Analyse von Unternehmen durch das ÖKOWORLD-Sustainability-Research-Team unter der Leitung von Dr. Karl-Heinz Brendgen ist eine gute Berichterstattung und Transparenz seitens der Unternehmen bezüglich sozialer, ethischer und ökologischer, kurz ESG -Aspekte von grundlegender Bedeutung. Neben der Sichtung und Auswertung von Jahres- und Nachhaltigkeitsberichten sowie relevanter Studien und externer Ratingreporte wendet sich das Research-Team deshalb regelmäßig direkt an die Unternehmen.

Unter Bezugnahme auf global anerkannte Zertifizierungen sowie internationale Initiativen und Standards werden ESG-relevante Fragen zum Produkt bzw. zur Dienstleistung sowie zu Managementsystemen gestellt. Dabei gilt es, sowohl den getrennten Investment Prozess der ÖKOWORLD sowie die strengen Anlagekriterien zu verdeutlichen, als auch auf die jeweiligen sozialen, ethischen und ökologischen Risiken und Herausforderungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette aufmerksam zu machen. 

Vor diesem Hintergrund nimmt das Sustainability Research auch persönliche Treffen mit Unternehmen wahr. Zusammen mit dem ÖKOWORLD Portfoliomanagement traf das Team im Dezember 2015 auf der HSBC Luxembourg Conference Unternehmen aus den Bereichen Erneuerbare Energien, Nachhaltiges Bauen und Gesundheit. Auf diese Weise konnten in den Treffen Finanz- und Nachhaltigkeits-relevante Aspekte gleichermaßen platziert und das one&only-ÖKOWORLD-Prinzip auch den Unternehmen praktisch zugänglich gemacht werden. Einige teilnehmende Unternehmen wie bspw. der deutsche Windturbinenhersteller Nordex sind seit mehreren Jahren in den ÖKOWORLD-Universen vertreten und in den Portfolien teilweise investiert. Insbesondere bei japanischen Unternehmen steht die Integration von ESG-Aspekten ins Geschäftsmodell sowie in die Berichterstattung – in Form eines separaten Nachhaltigkeitsberichts oder in einem Integrierten Jahresbericht – noch relativ am Anfang. Herausfordernd ist dabei nicht nur die mangelnde Transparenz der Unternehmen im Hinblick auf die Einhaltung arbeitsrechtlicher Gesundheits- und Sicherheitsstandards, sondern vor allem bei kleineren Unternehmen auch die häufig einzige Berichtssprache Japanisch. Ein wichtiger Meilenstein hinsichtlich der Etablierung sozialer, ethischer und ökologischer Standards ist der im Juni 2015 verabschiedete Japan‘s Corporate Governance Code. Die Richtlinien umfassen unter anderem die Bereitstellung von relevanten Informationen für Investoren in englischer Sprache sowie die Veröffentlichung eines Verhaltenskodex? In den nächsten Jahren wird sich zeigen, ob die Unternehmen die Richtlinien umsetzen und welche politischen und ökomischen Anreize für die Einhaltung gesetzt werden. Positive Erfahrungen konnte die ÖKOWORLD bereits mit Unternehmen auf der DAIWA Investment Conference in Tokyo Anfang dieses Jahres verzeichnen. Mitarbeiter/-innen der ÖKOWORLD haben in 26 Besprechungsterminen börsennotierte Unternehmen überwiegend aus Japan, aber auch aus Indonesien, Indien, China und Australien getroffen.Die Termine ermöglichten einen intensiven Informationsaustausch über ökonomische und ESG-bezogene Herausforderungen in den verschiedenen Branchen und Märkten. Die Einhaltung internationaler Standards wie beispielsweise die des UN Global Compacts sowie die Durchführung von Audits in der Lieferkette wurden genauso adressiert wie die Etablierung eines zertifizierten Umwelt-Managementsystems nach ISO 14001 und die Berichterstattung an das Carbon Disclosure Project (CDP). Im Vordergrund steht dabei immer eine genaue Überprüfung der Produkte und Dienstleistungen gemäß der strengen ÖKOWORLD-Anlagekriterien. 

Der persönliche Kontakt fördert auch langfristig die Kommunikation zwischen Sustainability Research und Unternehmen. Ziel ist es, ESG-Aspekte verstärkt in den Unternehmensaktivitäten sowie in der Berichterstattung zu verankern.

Insgesamt zeigten sich die Unternehmensvertreter auf der Konferenz gegenüber dem separaten Investmentprozess der ÖKOWORLD und ESG-relevanten Fragen höchst aufgeschlossen. 

Bezugnehmend auf den Japan’s Corporate Governance Code kündigte Suzuken, japanischer Medikamentenvertreiber und einer der führenden Händler von Kampo-Medikamenten (Traditionelle Japanische Medizin), bereits für Oktober dieses Jahres einen Integrierten Jahresbericht inklusive Verhaltenskodex in englischer Sprache an. Der größte japanische Telekommunikationsanbieter NTT docomo – der bereits seit 1998 Althandys von seinen Kund/-innen zu Recyclingzwecken zurücknimmt – nahm die Anregung nach einer verstärkten Promotion von umweltfreundlichen Produkten wie bspw. dem Solarladegerät engagiert zur Kenntnis. Auch bei einem großen Versicherungsunternehmen, das bereits vergünstigte Versicherungskonditionen für Hybrid-und Elektroautos anbietet (letztlich allerdings nicht für die ÖKOWORLD Fonds geeignet ist), konnte durch die gezielte Frage nach ermäßigten Prämien für klimafreundliche Technologien wie Solar- und Windkraft bzw. nach erhöhten Prämien für klimaschädigende Industrien wie Kohle und Erdöl Interesse generiert werden.

Diese Erfahrung deckt sich mit einem allgemein erkennbaren Umbruch im Bereich der Corporate Social Responsibility (CSR) betreffend Klimaschutz und der Einhaltung von Menschenrechten. 

Denn auch wenn die Nuklearkatastrophen von Tschernobyl und Fukushima sich dieses Jahr bereits zum 30. bzw. zum 5. Mal jähren, scheint erst jetzt insbesondere vor dem Hintergrund der Pariser UN- Klimakonferenz im vergangenen Dezember sowie der Dekarbonisierungs- und Divestmentstrategien auch bei den Unternehmen ein akutes Umdenken stattzufinden.