Quartalsbericht Portfoliomanagement 1. Quartal 2023

HIGHLIGHTS IM RÜCKBLICK

  • Guter Jahresstart an den Aktienmärkten
  • Erholung v. a. im Technologie- und bis März auch Bankensektor
  • Künstliche Intelligenz durch ChatGPT im Rampenlicht der Anleger
  • Renewables mit sehr heterogener Entwicklung – Inflation Reduction Act bleibt positiver Treiber, EU mit Anhebung der Ausbauziele bis 2030
  • Elektrifizierung im Autobereich gewinnt weiter an Fahrt
  • Zunehmende Entspannung in den Zulieferketten und bei den Inputkosten
  • Schwellenländeraktien zunächst mit relativer Stärke, im weiteren Jahresverlauf jedoch abgehängt von Indexschwergewichten in den entwickelten Ländern
  • Zäsur durch Zusammenbruch der Silicon Valley Bank Anfang März
  • Wiederaufkeimen von Rezessionsängsten
  • Volatilität nimmt zu, v. a. Small-/Mid-Caps und Bankaktien unter Abgabedruck
  • Sichere Staatsanleihen und Gold gesucht, USD zum EUR schwächer

VERHEISSUNGSVOLLER JAHRESAUFTAKT

Während das gesamtwirtschaftliche Umfeld für viele Unternehmen nach wie vor angespannt bleibt, zeigten sich Technologietitel und Finanzwerte zunächst resilient. Die Berichtssaison in Europa und den USA verlief größtenteils mit positiven Überraschungen von Unternehmen im Bereich Digitalisierung und Datensicherheit.

Bei den Zulieferketten sowie der Kostensituation überwogen Anzeichen einer fortwährenden Entspannung. Die Unternehmensausblicke hingegen waren im Hinblick auf die Unsicherheiten bezüglich der weiteren Konjunkturentwicklung tendenziell von Vorsicht geprägt. Die Nachfrage nach Technologie im Bereich künstlicher Intelligenz und Fintech-Dienstleistungen wirkte sich positiv aus.

Ab Mitte Februar rückte das Thema Notenbankpolitik wieder in den Fokus, nachdem höher als erwartete Inflationsdaten in den USA und im Euro-Raum enttäuschten.

TURBULENZEN IM BANKENSEKTOR SENDEN SCHOCKWELLEN

Bis Anfang März gehörte der Bankensektor mit hohen Kurszuwächsen im Zuge der steigenden Zinsen noch zu den stärksten Branchen an den führenden Aktienmärkten. Dies hat sich mit dem jüngsten Zusammenbruch der Silicon Valley Bank radikal geändert. In Europa verstärkten sich die monatelangen Unsicherheiten hinsichtlich der Credit Suisse weiter und mündeten in einer vollständigen Übernahme durch die UBS AG. Die Rettungsmaßnahme wurde seitens der zuständigen Finanzaufsicht und der Regierung der Schweiz begleitet.

Im Gegensatz zur Credit Suisse kamen die Verwerfungen um die Silicon Valley Bank für viele unvermutet und führten zu einem Déjà-vu. Viele Marktakteure erinnerten sich an die schmerzhaften Kapitalmarktentwicklungen rund um die Lehman-Pleite im September 2008. Bankaktien waren einer sehr hohen Volatilität ausgesetzt und wurden größtenteils panikartig abverkauft. Andere Sektoren wurden ebenso in Sippenhaft genommen und notierten im Zeitraum schwächer. Da die Silicon Valley Bank auf die Finanzierung von wachstumsstarken Technologiefirmen spezialisiert war, litten auch die Aktienkurse vieler IT-Unternehmen unabhängig von der fundamentalen Entwicklung.

Auch kleiner kapitalisierte Unternehmen verloren überproportional. Ängste gingen vor allem einher, dass die gestressten Banken restriktiver in ihrer Kreditvergabe sein werden und somit eine negative Auswirkung auf die weitere konjunkturelle Entwicklung besteht. Die US-Regierung reagierte prompt und sprach sich für die Sicherheit des US-Bankensystems sowie den Schutz der Anleger und weitergehende Regulierungsmaßnahmen aus. Nichtsdestotrotz haben die jüngsten Ereignisse das Potenzial für eine anhaltend höhere Volatilität an den Aktienmärkten. Für hochverschuldete Unternehmen mit geringer Qualität steigen die Finanzierungsrisiken. Wir sehen uns mit unserem Fokus auf Qualität bestätigt. Gemäß unserem Investmentprozess wurden Titel mit enttäuschender Entwicklung konsequent verkauft und solche mit soliden Bilanzen und intakten Werttreibern weiter ausgebaut.

INFLATIONSRISIKEN TRETEN MEHR UND MEHR IN DEN HINTERGRUND

Lag das Hauptaugenmerk vieler Markteilnehmer zu Jahresanfang noch auf der Inflationsentwicklung und damit eng verbunden der Notenbankpolitik, so richtete sich der Fokus stärker auf die Konjunkturentwicklung. Während in China nach den Lockerungsmaßnahmen hinsichtlich der Covid-Strategie konjunkturell zunehmend Zeichen der Entspannung zu erkennen sind, keimten in den USA nicht zuletzt im Hinblick auf die Geschehnisse rund um die Silicon Valley Bank Rezessionsängste auf. Besonders deutlich wurde der Stimmungsumschwung an den fallenden Kapitalmarktzinsen, wo die Rendite zweijähriger US-Staatsanleihen im März in der Spitze von über 5 Prozent fast 1,5 Prozent auf etwa 3,5 Prozent abrutschte. Sichere Staatsanleihen waren gesucht. Auch Gold konnte profitieren und stieg über die Marke von 2.000 USD je Feinunze in die Nähe des Allzeithochs aus dem Jahr 2020.

Die Aktienmärkte schlossen das Quartal überwiegend freundlich, wobei die führenden Indizes der Industrieländer sich deutlich besser entwickelten als Emerging Markets. Getragen wurde die Entwicklung vor allem durch einige wenige Blue Chips. Beim S&P 500 beispielsweise trugen die Kursentwicklungen von lediglich sieben großen Unternehmen wie Apple, Microsoft oder Meta mehr als 80 Prozent zu der positiven Entwicklung bei.

WIE IST DIE STRATEGIE DER ÖKOWORLD-FONDS IM AKTUELLEN KAPITALMARKTUMFELD?

Wie sich die Konjunktur entwickelt bzw. wie schwer eine mögliche Rezession ausfällt oder inwieweit Banken weiter in Schwierigkeiten geraten, ist schwer zu prognostizieren. Langfristig werden sich die Werttreiber gut positionierter Qualitätsunternehmen positiv auf deren Aktienkurse auswirken. Und solche Unternehmen gilt es im Rahmen unseres Stockpicking-Ansatzes zu identifizieren. Die jüngsten Ereignisse haben aber möglicherweise einen positiven Nebeneffekt: Es ist denkbar, dass die global führenden Notenbanken ihre weiteren Schritte sorgfältiger abwägen und weniger restriktiv vorgehen. Das kann sich positiv auf die Bewertungen von soliden Wachstumsunternehmen auswirken.

BEISPIELE AUSSICHTSREICHER INVESTMENT-THEMEN AUS AKTUELLER POSITIONIERUNG

Die Entwicklung rund um künstliche Intelligenz (ChatGPT) hat den Marktteilnehmern vollkommen neue Möglichkeiten vor Augen geführt. Dies hat maßgeblich zur Erholung im IT-Sektor seit Jahresanfang beigetragen. Viele Unternehmen wie beispielsweise Alphabet und Baidu springen auf den Zug auf. Wer das Rennen macht, ist unklar, aber eines ist gewiss: Es werden vor allem Hochleistungschips in großem Stil gebraucht, wovon Unternehmen wie Nvidia und AMD (beides Top-10-Positionen) perspektivisch stark profitieren sollten. Künstliche Intelligenz hat das Potenzial, den Digitalisierungstrend sowie die Produktivität auf unterschiedlichen Ebenen weiter zu beschleunigen und kann in vielen verschiedenen Anwendungen weit über Chatbots hinaus eingesetzt werden, wie z. B. bei autonomen Fahrzeugen, medizinischen Diagnosesystemen und Spracherkennung. Dies eröffnet viele neue Investitionsmöglichkeiten im Technologiesektor und darüber hinaus.

Vielversprechendes Potenzial sehen wir auch im Bereich Elektromobiliät, wo deutliche Preissenkungen führender Hersteller vor allem in den USA die ohnehin große Nachfrage nachhaltig ankurbeln. Unser Investmentschwerpunkt liegt dabei nicht auf den Autoherstellern, deren Marge vermutlich leiden wird, sondern auf Unternehmen, die vergleichsweise profitabel von dem Wachstumstrend profitieren. Die Bandbreite geht von Batterien, Materialien, Zulieferern, Infrastruktur bis hin zu Halbleitern – allen voran Siliziumcarbid. Einige Unternehmen profitieren zusätzlich zum grundsätzlichen Wachstum auch von einem steigenden Anteil ihrer Produkte je Auto.

Die Erfolgsgeschichte im Bereich der Erneuerbaren setzt sich fort. Der Inflation Reduction Act in den USA fungiert als wesentlicher Treiber. In China gab es auf dem wichtigsten Parteitreffen im März neue Impulse. Der Ausbau von Solar- und Windenergieprojekten in Wüstengegenden soll forciert werden. Auch aus Europa gibt es erfreuliche Signale: Die EU möchte das Ziel für den Anteil von erneuerbaren Energien am Gesamtenergiemix für 2030 von 32% auf 42,5% erhöhen. Bei der Auswahl von Einzeltiteln ist Selektion gefragt. Ein hervorragendes Beispiel für funktionierendes Stock Picking ist First Solar, Top-10-Position in einigen Fonds. Im ersten Quartal konnte der Aktienkurs mehr als 45 Prozent zulegen, während beispielsweise Sunrun (nicht investiert) – ebenfalls aus dem Solarsektor – rund 16 Prozent verloren hat. Woran liegt das? Die Unternehmen unterscheiden sich deutlich hinsichtlich Geschäftsmodell und Endmärkten. Während Sunrun im Rahmen höherer Finanzierungskosten – schon vor den jüngsten Geschehnissen rund um die Silicon Valley Bank – sich einer schwächeren Nachfrage insbesondere der kalifornischen Privathaushalte im Zuge gestiegener Finanzierungskosten gegenübersieht, zählt First Solar zu den größten Profiteuren des Inflation Reduction Acts, profitiert von der hohen Nachfrage bei Solarparks und ist bereits bis 2029 ausgebucht.